Das Auto ist unser Liebling. Und bleibt es auch!

Artikel von Peter Wiebe , 02.05.2022

Als ich heute in Bad Hersfeld unterwegs war, sind mir einmal mehr die vielen Automassen ins Auge gefallen, welche sich an Kreuzungen quetschen und meistens nur von einer Person besetzt sind. Das Ironische ist, dass ich zu denen gehörte, unterbesetzt und verloren im Verkehr. Daraufhin stellte sich mir die Frage, warum wir uns dies antun, in Zeiten von Zukunftsängsten durch Klimakrisen und nahezu frech hohen Spritpreisen. Die Antwort lag mir auf der Zunge, noch bevor ich die Frage zu Ende formulieren konnte. Doch geben wir den Alternativen, den “Öffis”, eine Chance?

7 von 10 Deutsche sind bereit, ihr Verhalten in Bezug auf das Klima zu ändern, so der "Digital Auto Report“ der Strategieberater von PwC. Und auch sonst wächst das Verständnis für die Umwelt, so meine eigene Auffassung. Dies spielt den Öffis, vor allem Bussen, extrem in die Karten, denn diese verbrauchen rund die Hälfte an Emissionen, verglichen am Auto pro Insasse(Umweltbundesamt 13.03.2018). Zudem passen mitunter 50 Personen in einen Linienbus, auch wenn dieser dann ein wenig voller wäre. Welche Auswirkung dies auf das Straßenbild und die “Verstopfung von Städten” hat, stellte die Stadt Münster 1991 schon dar. Zu sehen in diesem Header-Bild sind 72 Personen, aufgeteilt auf drei Verkehrsmittel. Deutlich hervorsticht der Bus, welcher den geringsten Platz einnimmt und gerade mal drei PKWs lang und einen breit ist.
Wo Sonne fällt, wird es auch Schatten geben, und so verhält es sich auch mit den Bussen, nur dass da die negativen Aspekte überwiegen. Zu sehen ist dies an der Instagram Umfrage letzten Mittwoch, an der 110 Personen, überwiegend Schülerinnen und Schüler aus dem Raum Bad Hersfeld, teilgenommen haben. Auf die Frage “Team Bus - Ja/Nein” haben sich 32% für den Bus ausgesprochen und 68% dagegen. Ernüchternd ist die Tatsache, dass wir Jugendliche “öffentliche Nahverkehrsmittel” am ehesten nutzen, so Statista im Juni 2019, sodass die Zahlen unter Berücksichtigung aller Altersklassen schlechter für den Bus ausfallen würden. Kritik wurde ebenfalls mitgeteilt, aus der man ablesen kann, dass wir Schüler fast nur 2 Sachen bemängeln: den Kostenaspekt und die Anbindung.
Letzteres wurde von fast jedem angesprochen, dass wir mit den Öffis nicht weit kommen, auch wenn wir es wollten. So fahren Busse in Städten wie etwa Hersfeld von spät morgens bis früh Abends, wobei jede gute Party erst dann startet. Wenn man dann jedoch auf dem Land lebt, ist man froh eine im fünf Stunden-Takt fahrende Verbindung zu haben, wenn überhaupt etwas fährt. Und wenn es das tut, erlebt man eine Sightseeing-Tour durch all die Nachbardörfer, in denen keiner zusteigt, weil man mit dem Auto eine halbe Stunde früher am Zielort sein könnte. Letzten Endes muss jedoch auch der Preis stimmen, welcher, Überraschung, ebenfalls bemängelt wird.

Man sieht und weiß auch, wie es mit einer Autoalternative aussieht: Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Jetzt aber zurück zur Realität. Diese sieht düster aus, wenn sich nicht alsbald was ändert. Diese Änderung sehe ich jedoch nicht im Wesen des ÖPNVs, sondern in unserem Verständnis von Fortbewegung, denn flächendeckender Ausbau wäre utopisch und eine Preissenkung nach dem Neun-Euro-Ticket nicht vorstellbar.