Pro und Contra: Soll die Vermögensteuer wieder eingeführt werden?

Artikel von Felix Schmalz Elias Philipp Herzog, 02.07.2025

„Milliardenvermögen, Mini-Steuern: Wie gerecht ist das?“ von Felix Schmalz

Eingangs sei gesagt, dass das deutsche Steuersystem auf dem Prinzip basiert, dass diejenigen, die mehr leisten können, auch mehr zahlen müssen. In absoluten Zahlen funktioniert das auch. Dennoch „haben superreiche Menschen die Ressourcen, um sehr effektiv weniger Steuern zu zahlen“, erklärt Stefan Bach, Experte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Laut ihm gilt der Grundsatz „Wer mehr hat, zahlt auch mehr Steuern“ de facto nicht für Superreiche – was auch aus einer Statistik des „Netzwerks Steuergerechtigkeit“ hervorgeht, laut der Milliardäre rund 17 % weniger Steuer- und Abgabelast tragen als eine Mittelstandsfamilie.

Genau hier setzt die Forderung nach einer Vermögenssteuer an, die nicht nur für mehr Gerechtigkeit sorgen, sondern auch wichtige gesellschaftliche Aufgaben finanzieren könnte. Nicht umsonst sprechen sich laut einer Forsa-Umfrage aus dem Juli 2024 62% der Menschen für eine Vermögenssteuer aus, wobei die Befürworter aus allen politischen Lagern mit Ausnahme der Wählerschaft von FDP und AfD kommen.

Menschen mit großem Vermögen profitieren häufig so stark von Wertsteigerungen (z. B. bei Aktien oder Immobilien), dass sie gezielt Vermögen vermehren können, ohne hart zu arbeiten – einfach auf Grundlage ihres bereits großen und möglicherweise geerbten, also nicht selbst erarbeiteten Kapitals. Das ist ein deutlicher Widerspruch zum Leistungsprinzip, auf das sich viele Gegner einer Vermögenssteuer berufen.

Ein weiterer Vorteil einer solchen Steuer – auch bei hohen Freibeträgen – ist die Höhe der Einnahmen, die sich laut DIW auf ca. 15 Milliarden Euro belaufen würde. Es würden sich dann komplett neue Möglichkeiten für Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz ergeben.

Ein weiteres Argument ist die enorme Machtkonzentration, die mit einem großen Vermögen einhergeht. Elon Musk nimmt beispielsweise als einer der reichsten Menschen der Welt mit seinen Unternehmen und großen Spenden an US-Präsidenten nicht nur Einfluss auf die Märkte, sondern auch – unter anderem durch die Übernahme der Plattform X – auf die öffentliche Meinung. Eine stärkere Besteuerung von Vermögen dient daher nicht nur einer finanziellen Umverteilung, sondern schützt auch unsere Demokratie.

Es wird insgesamt deutlich, dass eine Vermögenssteuer ein effektives Mittel sein kann, um soziale Gerechtigkeit und ein weiteres Auseinanderdriften von Arm und Reich zu unterbinden. Obgleich Superreiche in der heutigen Zeit oft Wege finden, um ihre Steuerlast zu mindern, wird der Mittelstand überproportional stark belastet. Die Besteuerung der Vermögen von Superreichen würde nicht nur staatliche Einnahmen generieren, sondern auch der zunehmenden Machtkonzentration bei einzelnen entgegenwirken. Somit leistet eine mögliche Vermögenssteuer einen Beitrag zur finanziellen und zur demokratischen Stabilität.

„Einstieg in den Abstieg“ von Elias Philipp Herzog

Die Einführung einer Vermögenssteuer ist der direkte Weg in den Abstieg: vom starken Wirtschaftsstandort zur deindustrialisierten Neidgesellschaft.

Das Ziel dieser Steuer, Vermögen umzuverteilen, ist von Grund auf unsozial. Wer sich legal ein Vermögen aufgebaut hat, verdient Respekt, nicht Verachtung oder Strafe. Eine Vermögenssteuer ist Ausdruck von Respektlosigkeit gegenüber Leistung und Eigentum.

Als Liberaler ist es für mich selbstverständlich, Erfolg zu gönnen und mich mit anderen über ihren Erfolg zu freuen. Eine Neidkultur ist unerträglich. Sie darf in Deutschland keinen Platz haben. Sie spaltet die Gesellschaft, schürt Hass auf eine vermeintliche Finanzelite und verschiebt den öffentlichen Diskurs in eine gefährliche Richtung. Statt darüber zu sprechen, wie man Unvermögende vermögend macht, ganz im Sinne Ludwig Erhards, wird diskutiert, wie man Vermögenden etwas wegnimmt oder sie sogar enteignet.

Die entscheidende Frage lautet: Wie soll das Deutschland der Zukunft aussehen?

Ich wünsche mir ein Land, in dem sich Leistung lohnt, Wohlstand wächst und Innovation gedeiht. Leistung zu bestrafen bewirkt das Gegenteil. Vermögend sein zu dürfen ist eine Frage der Chancengerechtigkeit. Vermögen ist für mich Ausdruck des German Dream – dass man sich durch Arbeit und Einsatz etwas aufbauen kann, unabhängig von der Herkunft.

Wer es ernst meint mit Chancengerechtigkeit, muss auch gegenüber Menschen Respekt wahren, die es geschafft haben. Wir sollten den German Dream nicht begraben, sondern dafür sorgen, dass mehr Menschen ihn leben können. Das gelingt nur mit Wachstum, nicht mit neuen Belastungen.

Die Vermögenssteuer kostet nicht nur einigen ihr Vermögen, sondern am Ende uns alle. Sie kostet den Staat ein Vermögen, weil jedes Jahr alle Werte – von Uhren über Kunst bis zu Firmenanteilen – aufwendig bewertet werden müssen. Zwischen 10 und 43 Prozent der Einnahmen verschlingt allein die Verwaltung.

Nach Angaben des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium (Gutachten 2013) können sich die Verwaltungs- und Befolgungskosten der Vermögenssteuer auf bis zu 50 Prozent des Steueraufkommens belaufen, mindestens jedoch auf 25 Prozent.

Die meisten Industrieländer haben ihre Vermögenssteuer längst wieder abgeschafft, weil sie teuer, bürokratisch und wirtschaftsschädlich ist. Frankreich, Spanien, Dänemark, Schweden, Finnland – überall zeigt sich das gleiche Bild: hohe Kosten, geringe Einnahmen, mehr Kapitalflucht. Deutschland würde einen Irrweg wiederholen, den andere längst verlassen haben.

Deutschland lebt vom Mittelstand, von Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihr Vermögen nicht auf Konten parken, sondern in Maschinen, Immobilien oder Mitarbeitende investieren. Das bestätigt unter anderem das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Genau sie trifft diese ungerechte Steuer. Sie gefährdet Existenzen und vernichtet Arbeitsplätze. Wer glaubt, Unternehmer hätten Millionen einfach auf Abruf, lebt in einer Illusion.

In einem Land mit Nullwachstum finanzielle Leistung zusätzlich zu belasten heißt, den Standort endgültig zu ruinieren. Bürokratie, hohe Steuern und Überregulierung vertreiben Unternehmen Tag für Tag. Laut einer IW-Umfrage aus dem Jahr 2024 gaben 36 Prozent der Solo-Selbstständigen an, dass sie überlegen, Deutschland zu verlassen. 27 Prozent wollen ihre Selbstständigkeit ganz aufgeben. Bei Familienunternehmen wird es noch deutlicher: 43 Prozent planen, Deutschland zu verlassen, und 40 Prozent fürchten, dies in den nächsten zwei Jahren tun zu müssen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden fast alle Menschen in Deutschland Wohlstandsverluste erleiden. Das gilt es zu verhindern.

Was wir brauchen, um diesen Abstieg zu stoppen, ist nicht mehr Staat, sondern mehr Freiheit für Eigentümer, Gründer und Mittelständler. Nur so sichern wir Wohlstand, Jobs und Innovation.

Deshalb lehne ich die Vermögenssteuer entschieden ab.