Treffpunkt Audimax mit Herrn Spitzer: ein Kommentar zu dem TV-Professor und der Kurzsichtigkeit der Jugendlichen
Artikel von Peter Wiebe , 25.03.2023
Im Rahmen des 50-jährigen Schuljubiläums der MSO wurde Herr Prof. Dr. Dr. Spitzer eingekauft. Unter dem Thema „Kreativität, Emotionen und Glück - Erkenntnisse zu Lernprozessen aus der Gehirnforschung“ hielt dieser einen Vortrag, welcher eine erstaunliche Ähnlichkeit zu seinen anderen Vorträgen auf YouTube aufweist.
Ich kam am Vorstellungsabend, dem 16.03.2023, mit hohen Erwartungen zum Obersberg, wohl wissend, dass dieser Vortrag ein Highlight derer sein wird, an denen ich an der Schule zuhören durfte. Und diese Erwartungen hat er erfüllt, sogar überstiegen, jedoch mit einem gespaltenen Bild. Wie mir geht es auch anderen, nach der Vorstellung sah ich zustimmende, ablehnende oder gleichgültige Gesichter, gesprochen habe ich mit einigen. Grund war, wie hätte es auch sein sollen, seine Meinung, welche extreme und polarisierende Ansätze hat. Für mich stellte die Frage einer Schülerin einen weiteren Eckpunkt des Abends dar, welche die zur Anwesenheit verpflichtete E2 repräsentierte, was durch den lautstarken Beifall zu deuten war. Die Frage, warum der Jahrgang denn anwesend sein muss, obwohl der Vorträger selbst noch meinte, dass „der Docht in der Kerze des Lernens […] die Neugier“ sei, hatte etwas Paradoxes an sich und beantwortete sich selbst: genau deinetwegen!
Der Abend hatte für jedermann etwas. Es wurde unter anderem über den Aufbau des Gehirns, der Synapsen und schließlich über unser Denkvermögen gesprochen. Wir durften kennenlernen, dass nach vernünftigem Lernen auch ein physischer Lernfortschritt erkennbar ist, in Form von neuen Verbindungen im Gehirn. Dabei habe ich bewusst vernünftig gewählt, da „alles, was leicht ist, keine Änderung bringt“, so Herr Spitzer i++m Bezug auf ChatGPT. „Es wird Zeit totgeschlagen, es wird nichts gelernt“, sagt er weiter und betont, dass je fitter wir gerade im Kopf sind, desto schwerer der Abstieg im hohen Alter sein wird, metaphorisch verstanden. Dementsprechend sollte es in unser aller Interessen liegen, eben nicht auf künstliche Intelligenz zu bauen und selbst Wissen zu erschließen und zu verankern. Am einfachsten und tiefgründigsten gehe dies eben, wie vorhin schon erwähnt, über Neugier in den zu lernenden Themenbereichen. Bildung mache neben Ernährung, Bewegung, Gemeinschaft und weiteren Einflussfaktoren einen wichtigen Bestandteil derer Faktoren aus, die zum Wohlbefinden des Menschen und der Gesundheit beitragen.
Soweit kann ich folgen und zustimmen, da dies ziemlich plausibel und fundiert klingt. Als Schlussfolgerung zu den aufgestellten Thesen sieht Herr Spitzer jedoch konträr die Gefahr der Bildschirme, der digitalen Medien. Denn diese würden heutzutage genutzt, um Kinder abzulenken und eigene Ruhe zu finden, um Mobbing zu ermöglichen und und und. Die Meinung ist hart und toleranzlos. „Digitale Medien sind nur schlecht“, habe ich verstanden. In dem Punkt möchte ich einhaken und kritisieren, dass dieses Thema zu groß und übergreifend ist, um es eben kurz auf 20 Minuten herunterzubrechen. Dennoch kann ich ihn in seinen Grundgedanken nachvollziehen und es stimmt ja auch irgendwo, dass die kurzen Nachrichtenfluten auf Instagram Folgen nach sich ziehen, oder viele Kinder lange Zeit vor den Bildschirmen verbringen statt draußen oder anderswo, aber pauschalisieren sollte man das nicht. Auch in Bezug auf die Digitalisierung von Schulen kann ich die Punkte nicht nachvollziehen. Im Endeffekt kann man die Meinung haben und vertreten, auf jeden Fall, jedoch sollte man dies so vielleicht nicht präsentieren, vor allem, wenn eine Alternative nicht genannt wird. Denn ohne Lösungsansatz ist der Aufruf nach Veränderung und „Entdigitalisierung“ nur heiße Kritik, Luft, die verweht. Gerade dann ist es wichtig, den Sachverhalt differenziert zu betrachten und sich eine eigene Meinung zu bilden. „Wie viel Handy ist gut für mich?“, könnte man sich selbst fragen.
Diese Frage hätten sich auch die Schülerinnen und Schüler der E2 stellen können. Ich stecke der Einfachhalt halber alle in eine Schublade, in vollem Bewusstsein, dass dies nicht auf alle zutrifft. Dennoch waren die meisten abgelenkt und gaben dem Vortrag keine Chance. Letzten Endes war dies eine Vorstellung genau für die Schülerinnen und Schüler, wie sich alles an einer Schule eben um diese dreht. Es wurde Zeit, Mühe und Arbeit in die Hände genommen, um solch einen Abend zu ermöglichen. Und dennoch wurde dreist gefragt, weshalb diese jetzt anwesend sein müssen, obwohl vor allem Herr Spitzer nichts mit dieser Entscheidung der Schulleitung zu tun hat. Ich selbst finde die Anwesenheitspflicht gut, gerade auch wegen solcher Kommentare. Man hat sich für den Weg zur gymnasialen Hochschulreife entschieden und meckert, wenn einem die Grundlagen des Lernens und Verstehens nähergebracht werden. Von Dankbarkeit derer hat man nichts gespürt, vielmehr nahmen diese die Vorstellung als Strafe auf, doch warum?
Ein zu kurzer Kommentar zu einem langen Abend