Winnetou-Reihe von Karl May verbieten?

Artikel von Aliyah Reisnauer Xenia Leinweber, 30.01.2023

Vor kurzem wurde eine Debatte über die Winnetou-Reihe von Karl-May geführt und in den Medien diskutiert, in welcher die Meinungen stark divergierten. Karl-Mays Bücher werden oft als rassistisch, deutschtümelnd und frauenfeindlich empfunden. In der Winnetou-Reihe beschreibt er die „Indianer“ als naturnah und vom Fortschritt her dem „Weißen Mann“ unterlegen. Für viele ist aber die 2000 Jahre alte Winnetou-Romanreihe Kultur. Kann man einfach so die Werke eines Autors streichen und vergessen, nur weil sie nicht mehr zeitgemäß sind? Wir sagen „Ja“ und „Nein“. Dadurch das Winnetou in vielen Kinderbüchern und Filmen existiert, wird es schwer, jedes Buch und jeden Film über ihn für Kinder und Jugendliche unzugänglich zu machen. Viele verstehen nicht, warum Winnetou ausgerechnet jetzt ein Problem darstellen soll. Schließlich wurde Winnetou zwei Jahrtausende, ohne jegliche Bedenken, durch Bücher und Filme in Umlauf gebracht. Allerdings leben wir nun im 21 Jahrhundert und haben eine andere Denkweise und eine andere Ansicht auf manche Dinge. Wir wollen so etwas wie rassistisches Denken oder Gender-Klischees nicht mehr dulden, sondern ansprechen. Man sollte beachten, dass der Autor der Winnetou-Romanreihe aus dem Realismus stammt und somit das Ziel verfolgt, die Wirklichkeit möglichst realistisch darzustellen. Karl May beschreibt die „Indianer“ als naturnah und untergeordnet. Allerdings stellt er besonders die „Weißen“ schlecht dar. Während die „Weißen“ die Cowboys oder Banditen darstellen, stehen die „Indianer“ für den Frieden und die Blutsbrüderschaft. Dies zeigt er anhand Old Shatterhand und Winnetou als Völkerverständigung zwischen den „Weißen“ und den „Indianern“. Somit dient die Abenteuer- und Reiseerzählung dazu, den Frieden und die Freundschaft zu verbreiten, und das insbesondere zwischen den unterschiedlichen Völkern. Man darf auch nicht vergesse, dass Karl May die meisten seiner Werke im Gefängnis begonnen hatte zu schreiben und noch nie zuvor in Amerika oder im Orient, wovon die Romanreihe rund um Kara Ben Nemsi handelt, gewesen war. Erst später in seinem Leben bereiste er diese Orte. Alles, was er zuvor über Indianer und ihre Lebensweise wusste, entstammte Bücherwissen der damaligen Zeit. Insofern musss man seine Werke als fiktive Erzählungen wahrnehmen und darf sie gar nicht auf gesellschaftliche oder politische, reale Strukturen anwenden. Ihre Moral verweist – wie erwähnt – nämlich auf Völkerverständigung und nicht auf Rassismus. Denn die Bösen werden durch böse und schlechte Handlungen dargestellt und die Guten durch friedfertige Hilfe und Verständnis für andere Menschen. Insofern stellt Karl May auf beiden Seiten, die der Indianer und die der „Weißen Männer“ gute und böse Charaktere dar und ist keine Hetzrede gegen eine bestimmte Gruppierung, außer gegen schlecht und unmenschlich handelnde Personen. Und sind wir ehrlich, das kann unsere Zeit heute auch gebrauchen, dass man zwischen guten und schlechten Handlungen unterscheiden lernt.
Daher ist es schwer zu beantworten, ob der Ravensburger Verlag nun berechtigt oder unberechtigt den neu geplanten Kinofilm mit Buch – „Winnetou und Old Shatterhand als Kinder“ – zurückgezogen hat. Was kann man also tun?
Am Ende wird es jedem selbst überlassen bleiben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Aber Literatur sollte man immer auch in ihrem Entstehungskontext beleuchten.